Natriumhydrogencarbonat: Dosierung, Sicherheit & Anwendung

Natriumhydrogencarbonat ist eine schwach alkalische Verbindung, die im Schwimmbecken genutzt wird, um die Pufferkapazität des Wassers – gemessen als Säurebindungsvermögen (auch als „TA-Wert“) zu erhöhen. Darüber hinaus kann die Chemikalie verwendet werden, um den pH-Wert anzuheben.

Dieser Artikel stellt Anwendungsmethoden vor und erklärt, wie die Wirkung der Substanz funktioniert.

Inhalte dieses Beitrags:

Natriumhydrogencarbonat

Einsatz von Natriumhydrogencarbonat im Schwimmbad

Natriumhydrogencarbonat, veraltet auch als „Natriumbicarbonat“ bezeichnet, dient in erster Linie der Erhöhung des Säurebindungsvermögens im Pool. Das Optimum liegt hier bei etwa 80-150 mg/l. Auch der pH-Wert kann durch Zugabe der Substanz erhöht werden. Im Allgemeinen empfiehlt sich ein pH-Wert von etwa 7,0 bis 7,4.

Der korrekte pH-Wert ist eine wichtige Grundlage für die gewünschte Funktion der Poolchemie. Mit ihm steht und fällt die Wirksamkeit diverser Reinigungsmethoden: Weicht der pH-Wert vom Optimum ab, so beeinträchtigt dies zum Beispiel die Effizienz von Chlor oder Aktivsauerstoff bei der Desinfektion. Auch Flockungsmittel funktionieren nur in einem schmalen pH-Fenster optimal. Deswegen ist die Messung und korrekte Einstellung dieses Wertes der Wasserbehandlung zur Desinfektion immer vorangestellt. Auch die Säurekapazität ist wichtig für die chemische Balance des Schwimmbeckeninhaltes: Sie sorgt für die Fähigkeit des Wassers, bei Eintrag von z. B. Schweiß oder Regenwasser einen stabilen pH-Wert zu halten. Als Puffer dämpfen Hydrogencarbonat-Ionen die Stärke von Säuren und Basen. Darüber hinaus beeinflusst der Wert die Wirksamkeit von Flockungsmitteln, das Absetzen von Kalk und anderen schwerlöslichen Salzen und die Verlässlichkeit der Messung von pH-Wert und Chlorgehalt. Unzureichend gepuffertes Wasser kann auch dazu führen, dass enthaltenes Chlor die Augen reizt. Auch die Wirkung von Mitteln, die das Wachstum von Algen hemmen, wird herabgesetzt.

Darüber hinaus ist Natriumhydrogencarbonat auch ein Mittel zur Reinigung des Pools: Wenn das Wasser komplett abgelassen ist, können Sie mit einer Paste aus Natron und Wasser Poolboden und -wände abschrubben, um eine gründliche Reinigung ohne aggressive Chemie zu erreichen.

Die Konzentration an Hydrogencarbonat-Ionen lässt sich am einfachsten über Teststreifen für die Säurekapazität ermitteln. Ist der Wert zu niedrig, kann man diesen durch Zugabe von in Wasser vorgelöstem Natriumhydrogencarbonat ausgleichen. Dabei berechnet man unter Berücksichtigung des Poolvolumens die notwendige Menge: Für 1 m³ Poolvolumen benötigt man ca. 18 g Natriumhydrogencarbonat, um die Säurekapazität um 10 mg/l zu erhöhen. Das entspricht 10 ppm, 0,2 mmol/l oder 0,12 °dH.

Für die Erhöhung des pH-Wertes eignet sich die Substanz nur in engem Rahmen. Dafür sollte zuerst die Säurekapazität korrekt eingestellt werden, um eine verlässliche pH-Wert-Messung zu ermöglichen. Sollten anschließend noch große Abweichungen vom optimalen pH-Wert bestehen, ist die Einstellung mit zum Beispiel Natriumhydroxid einfacher zu bewerkstelligen. Als schnell verfügbares Hausmittel lässt sich aber auch mit Natriumhydrogencarbonat ein Anstieg erreichen. Beachten Sie dabei, dass eine zu hohe Säurekapazität wiederum ihre eigenen Probleme mit sich bringen kann.

Chemische Eigenschaften und kurze Beschreibung von Natriumhydrogencarbonat

Die chemische Formel der Substanz lautet NaHCO3. Als weitere Namen findet man unter anderem „doppeltkohlensaures Natron“ und Natriumbicarbonat, aber auch Natron oder Backsoda. Die Verbindung bildet ein farbloses (weißes), geruchloses Pulver. Bei der Produktion macht man sich die geringere Wasserlöslichkeit gegenüber Natriumcarbonat zunutze: Durch Einleitung von Kohlendioxid in eine gesättigte Natriumcarbonatlösung erhält man das Produkt: Na2CO3 + CO2 + H2O → 2 NaHCO3. Darüber hinaus kann man den Stoff auch als Mineral „Nahcolith“ in Ölschiefervorkommen abbauen.

Neben der Verwendung als Carbonat-Puffer wird der Stoff besonders als Backtriebmittel (Backpulver, Natron), Brausepulvern, in der Medizin, für die Rauchgasreinigung, als Putzmittel oder als Strahlmittel bei der Strahlreinigung eingesetzt. Auch in lebenden Organismen spielt Hydrogencarbonat eine entscheidende Rolle als Puffer zum Beispiel im Blut, als Schutz vor der eigenen Magensäure oder zur Herstellung eines alkalischen Milieus im Dünndarm.

Natriumhydrogencarbonat: Darauf müssen Sie achten

Die Absenkung der Säurekapazität und damit notwendige Zugabe von Natriumhydrogencarbonat erfolgt durch Verwendung von pH-Minus-Lösungen. Die darin enthaltene Säure reagiert mit dem Puffer im Poolwasser und reduziert dessen Wirksamkeit. Auch längerer Badebetrieb und der Eintrag von Regenwasser senken den TA-Wert. Sie können auch das Speisewasser ihres Schwimmbeckens testen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie „weich“ oder „hart“ es ist und ob der Frischwasserzulauf ein regelmäßiges Nachdosieren von Natron notwendig macht.

Natriumhydrogencarbonat löst sich recht langsam in Wasser. Deswegen ist es hilfreich, bei der Zugabe in den Pool vorher eine Lösung in erwärmtem Wasser herzustellen, damit sich die Substanz im Schwimmbecken schneller verteilt. Es kommt hier nur auf die korrekte Menge NaHCO3 an, die Wassermenge im Anmischgefäß ist für die Einstellung des TA- oder pH-Wertes egal. Anschließend geben Sie die so vorbereitete Lösung in den Skimmer. Lassen Sie danach die Umwälzpumpe des Pools für einige Minuten laufen, damit sich eine vollständige Durchmischung einstellen kann. Erst wenn dieser Schritt erfolgt ist, können Sie mit einer Messung überprüfen, ob sich der gewünschte Effekt eingestellt hat und die Werte wieder im Optimum liegen.

Mischen Sie die Verbindung nicht mit anderen Chemikalien. Gerade in Verbindung mit Säuren reagiert Natriumhydrogencarbonat unter rascher Freisetzung großer Mengen Kohlendioxid. Das bedeutet, dass Eimer und Maßbecher, die für die Substanz verwendet werden, gründlich ausgespült werden müssen, sollte darin vorher zum Beispiel pH-Minus-Lösung zum Einsatz gekommen sein.

Lagern Sie Natriumhydrogencarbonat-Vorräte kühl und trocken. Die Substanz ist hygroskopisch, das heißt, sie bindet Wasser aus der Luftfeuchtigkeit und kann dann verklumpen. Dies erschwert die Handhabung und Dosierung. Achten Sie auf dicht abschließbare Behälter.

Gefahren & Anwendungshinweise bei Natriumhydrogencarbonat

Natriumhydrogencarbonat ist eine einfach handhabbare Chemikalie, von der keine direkten Gefahren ausgehen. Sie ist nicht ätzend, giftig oder gesundheitsschädlich und wird darum auch bedenkenlos in der Nahrungsmittelindustrie eingesetzt. Beim Umgang mit Natriumhydrogencarbonat können Stäube entstehen, die die Atemwege oder Augen reizen können – allerdings ohne dass bleibende Schäden zu befürchten sind. Dennoch gilt hier wie beim Umgang mit anderen Chemikalien als Mindestausrüstung Handschuhe und Schutzbrille.

Bewahren Sie die Substanz nicht in Schraubflaschen oder ähnlichen stark verschlossenen Behältern auf, da bei der Zersetzung (vor allem durch Wärme) Kohlendioxid freigesetzt wird. Sich aufbauende Drücke können zur explosionsartigen Zerstörung dieser Behälter führen. Bei Kontakt mit Säuren kommt es zu einer Neutralisierungs-Reaktion, bei der Wärme und schlagartig große Mengen Kohlendioxid entstehen. Auch dies kann bei verschlossenen Behältern zu Schäden führen. Das Einatmen großer Mengen Kohlendioxid ist darüber hinaus gesundheitsschädlich.

Daraus folgt, dass das Anmischen von Natriumhydrogencarbonatlösung für den Einsatz im Pool an einem gut belüfteten Ort ausschließlich mit Wasser durchgeführt werden sollte.

Natriumhydrogencarbonat kaufen

Die Substanz wird in unterschiedlich großen Packungen bzw. Eimern verkauft. Meist handelt es sich um Pulver oder Granulat. Vorgelöstes Natriumhydrogencarbonat ist nicht verfügbar. Größere Gebinde sind preisgünstiger als kleine Packungen. Natron in Lebensmittelqualität ist für ca. 30 € / 15 kg erhältlich. Praktisch alle auf dem Markt verfügbaren Angebote sind auch zur Anwendung im Pool geeignet.

Alternativen zum Einsatz von Natriumhydrogencarbonat

Natriumcarbonat (Soda) kann ebenfalls zum Anheben des pH-Wertes verwendet werden. Es ist alkalischer als Natriumhydrogencarbonat und muss deswegen anders dosiert werden. Auch diese Substanz eignet sich zur Erhöhung der Säurekapazität des Poolwassers.

Da zur Berechnung der notwendigen Menge unterschiedliche Faustformeln verwendet werden, ist wichtig, darauf zu achten, welche Chemikalie konkret vorliegt. Gerade die Bezeichnungen Waschsoda für Natriumcarbonat und Backsoda für Natriumhydrogencarbonat können zu Verwechslungen führen. Glücklicherweise ist die Handhabung beider Varianten vergleichbar und für den Laien wenig gefährlich. Auch der Preis der Verbindungen unterscheidet sich nicht in nennenswertem Maße.

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