Wasserstoffperoxid – Aktivsauerstoff: Dosierung, Gefahrenhinweise & Anwendung

Wasserstoffperoxid ist als “Aktivsauerstoff” oder “Pooldesinfektion mit Sauerstoff” und ähnlichen Begriffen als Alternative für chlorhaltige Desinfektionsmittel erhältlich. Dabei arbeitet es nach ähnlichen chemischen Grundsätzen, gilt aber als schonender und verträglicher. Wasserstoffperoxid ist nicht giftig. Um die gleiche Effektivität wie Chlor zu erreichen, sollten aber zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden.

Wir stellen Ihnen die Chemikalie und ihre korrekte Anwendung vor. Zusätzlich erhalten Sie Hinweise zur Sicherheit und möglichen Alternativen.

Inhalte dieses Beitrags:

Einsatz von Wasserstoffperoxid im Schwimmbad

Wasserstoffperoxid ist in der Chemie ein verbreitetes Oxidationsmittel. Auch in unseren Zellen kommt es vor und erfüllt dort vielfältige Funktionen. Doch warum sollte man es im Schwimmbad verwenden?

  • Ganz einfach: Ähnlich wie Desinfektionsmittel auf Chlorbasis ist die oxidative Wirkung verantwortlich für die Zerstörung schädlicher Organismen.
  • Dabei ist es für das Material schonender und für den Menschen in der Regel verträglicher. Gleichzeitig ist die Wirkung weniger aggressiv und kann die vollständige Desinfektion nicht so zuverlässig gewährleisten wie eine Chlorung.
  • Aus diesem Grund ist der Einsatz im kommerziellen oder öffentlichen Schwimmbadbetrieb nicht zulässig. Doch für Privatanwender, die nicht mit giftigen Chlorchemikalien hantieren wollen, stellt Wasserstoffperoxid eine willkommene Alternative dar.

Die Wirkung

Das Ziel der Verwendung von Peroxidlösungen (im Handel auch als Aktivsauerstoff oder nur Sauerstoffmethode bezeichnet) ist Reinigung und Desinfektion. Die Substanz ist ein potentes Bleichmittel und kann organische Verunreinigungen auflösen und Verfärbungen beseitigen. Mikroorganismen verfügen über Stoffwechselmethoden, um geringe Mengen Wasserstoffperoxid abzubauen. Höhere Konzentrationen sorgen aber für eine Zersetzung ihrer Zellstruktur und führen zum Absterben von Bakterien, Pilzen, Protisten und Algen sowie Überdauerungsformen und Sporen. Da die Wirkung geringer als bei Chlordesinfektion ist, wird zusätzlich die Verwendung von Algiziden empfohlen. Die Wirksamkeit lässt sich durch Einsatz von Silberpräparaten oder UV-Behandlung deutlich verbessern.

Anwendung im Pool

Zum Einsatz kommen wässrige Lösungen von Wasserstoffperoxid. Diese Flüssigkeit kann mit Messbechern oder vom Hersteller bereitgestellten Dosiermitteln abgemessen und direkt ins Poolwasser gegeben oder über eine Dosierpumpe regelmäßig nachgeführt werden. Welche Menge dabei verwendet wird, hängt von der Konzentration des gekauften Präparates, dem Wasservolumen und dem Verschmutzungsgrad ab. Ähnlich wie bei einer Stoßchlorung kann auch Wasserstoffperoxid in höherer Dosis zugesetzt werden, um akute Verunreinigungen zu beheben. Als Ziel werden üblicherweise 3 bis 5 mg pro Liter angesetzt. Um die Wirksamkeit zu gewährleisten ist wie auch bei anderen Methoden ein bestimmter pH-Wert einzuhalten. Im konkreten Fall funktioniert die Methode am besten im Bereich von pH 7,0 bis 7,2. Bei höheren Außentemperaturen lässt die Wirksamkeit rasch nach. Generell hält die Wirkung von Wasserstoffperoxid im Pool weniger lange vor – der Betreiber sollte daher alle 2 Tage eine Messung durchführen und gegebenenfalls nachdosieren. Eine automatische Dosierung per Pumpe kann hier viel Arbeit ersparen.

Zur Messung der Konzentration von Wasserstoffperoxid (bei vielen Herstellern: “Aktivsauerstoff” oder nur “Sauerstoff”) sind Teststreifen verfügbar. Diese müssen mit Poolwasser benetzt werden und zeigen dann durch Verfärbung den Konzentrationsbereich an. Ähnlich funktionieren Systeme mit Testtabletten, die in einer Probe des Poolwassers aufgelöst werden. Auch automatische Photometersysteme sind erhältlich.

Fakten, Aussehen und Eigenschaften von Wasserstoffperoxid

Wasserstoffperoxid, H2O2 ist in reiner Form eine blassblaue geruchlose Flüssigkeit. Der Siedepunkt liegt bei 150 °C, die Dichte ist mit 1,45 g/ml etwas höher als die des Wassers. Die Substanz wirkt schwach ätzend, stark oxidierend, bleichend und kann zu heftigen Reaktionen mit diversen Metallen und organischen Materialien führen. Die oxidative Wirkung ist so stark, dass H2O2 sogar als Raketentreibstoff verwendet werden kann. Weitere Einsatzgebiete sind die chemische Industrie, aber auch Medizin, Biologie und Forensik. So kann man mit Hilfe von Wasserstoffperoxid zum Beispiel Blutspuren nachweisen.

Lebende Organismen verwenden Wasserstoffperoxid zur Bekämpfung von Parasiten und Krankheitserregern, aber auch zum Abbau von Gift- und Schadstoffen mit Hilfe oxidierender Enzyme, der Peroxidasen. Den Abbau von geringen Mengen an H2O2 gewährleistet dagegen das Enzym Katalase.

Zur Herstellung von Wasserstoffperoxid nutzt man heute das Anthrachinon-Verfahren. Hier wird Anthrahydrochinon mit Luftsauerstoff zum Anthrachinon oxidiert. Dabei spaltet sich H2O2 ab. Mit Wasserstoffgas reduziert man anschließend das Anthrachinon wieder zum Anthrahydrochinon und kann den Kreislauf erneut starten.

Im Handel ist Wasserstoffperoxid vor allem in flüssiger Form als Gemisch mit Wasser erhältlich. Auch als “Aktivsauerstoff” angebotene Granulate enthalten dagegen andere Wirkstoffe.

Zu beachten bei Wasserstoffperoxid

Wasserstoffperoxid kann nicht gleichzeitig zu einer Chlordesinfektion eingesetzt werden, weil dies die Effektivität beider Verfahren beeinträchtigt. Vereinfach gesagt reagieren die Substanzen miteinander und werden dabei aufgebraucht. Dementsprechend funktioniert Wasserstoffperoxid auch nicht in Anlagen mit Salzelektrolyse-Desinfektion. Auch dort entstehen reaktive Chlorverbindungen, die dann durch Wasserstoffperoxid wieder zersetzt würden.

Eine hohe Belastung mit organischem Material z. B. bei stärkerem Badebetrieb verbraucht mehr Wasserstoffperoxid und erfordert eine häufigere Nachdosierung. Auch hohe Außentemperaturen und Starkniederschläge verringern die Wirkungsdauer der Behandlung. Wichtig ist ebenfalls die Einstellung des korrekten pH-Wertes vor dem Einsatz der Peroxidlösung, da diese sonst in ihrer Wirksamkeit beeinträchtigt ist. Der optimale Bereich liegt bei pH 7,0 bis 7,2.

Nach der Zugabe von Peroxid muss die Umwälzpumpe eine Weile laufen gelassen werden, damit sich die Substanz gleichmäßig im gesamten Poolvolumen verteilen kann. Erst danach sollten Sie mittels eines Teststäbchens prüfen, ob die richtige Konzentration erreicht wurde. Nach der Dosierung ist der Peroxidgehalt meist nur in einem kleinen Zeitfenster von 1-2 Stunden überhaupt bestimmbar.

Für den Dauerbetrieb und die kontinuierliche Dosierung mittels einer Desinfektionspumpe haben sich photometrische Messstationen als günstig erwiesen. Diese können im laufenden Betrieb kontrollieren, dass die richtige Wasserstoffperoxid-Konzentration erreicht wird. Gefährliche Konzentrationen sind auf diesem Weg aber praktisch nicht erreichbar, sodass auch über 8 mg H2O2 pro L Poolwasser unbedenklich gebadet werden kann.

Gefahren & Anwendungshinweise bei Wasserstoffperoxid

Die zum Einsatz kommenden Peroxid-Lösungen sind gesundheitsschädlich (Xn) und reizend (Xi). Wasserstoffperoxid kann auf der Haut verbrennungsartige Schäden verursachen. Besonders Augenkontakt ist unbedingt zu vermeiden. Beim Verschlucken verursacht es Verätzungen und starke Übelkeit/ Erbrechen. Bei Kontakt mit Kleidung ist diese sofort abzulegen und zu reinigen. Waschen sie betroffene Hautstellen mit viel Wasser und Seife. Bei Augenkontakt umgehend und ausdauernd ausspülen und Arzt informieren! Beim Verschlucken viel Wasser trinken und ebenfalls rasch einen Arzt rufen.

  • Zur Vermeidung von Unfällen halten Sie die H2O2-haltigen Präparate von Nahrungsmitteln und Getränken fern und nutzen Sie die vorgeschriebene Schutzausrüstung: Auf jeden Fall Sicherheitsbrille und Handschuhe tragen.
  • Wasserstoffperoxid kann heftig mit Metallen wie Kupfer reagieren und führt auch bei rostfreiem Stahl mit der Zeit zu Korrosion. Als Oxidationsmittel kann es zur Entstehung von Bränden beitragen und ist daher von brennbarem Material fernzuhalten.
  • Die Substanz wird als schwach umwelt- und wassergefährdend eingestuft und darf unverdünnt nicht in Kanalisation oder Gewässer eingeleitet werden. Reste müssen den Schadstoffsammelstellen der kommunalen Abfallbetriebe zugeführt werden.
  • Mit Wasserstoffperoxid behandeltes Poolwasser kann nach 48 h als unbedenklich angesehen und über die Kanalisation entsorgt werden.

Wasserstoffperoxid kaufen

Wasserstoffperoxidlösung für die Anwendung im Pool kann man in unterschiedlich großen Kanistern kaufen. Nach einer Gesetzesänderung ist für Privatanwender bereits seit mehreren Jahren nur noch gering konzentrierte Lösung unter 12 % erhältlich. Für 5 L des Produktes zahlt man ca. 15 bis 25 €. Größere Gebinde sind üblicherweise pro Liter etwas günstiger. Die Präparate bis 12 % kann man ohne besondere Genehmigung online kaufen. Die geringere Konzentration macht die Verwendung größerer Mengen notwendig, ist aber ein wichtiger Sicherheitsfaktor. Leider war es früher möglich, mit hochkonzentriertem Wasserstoffperoxid Explosivstoffe zu erzeugen, die unter anderem auch für kriminelle Zwecke missbraucht wurden. Deswegen entschloss sich der Gesetzgeber, diese Substanz schwerer zugänglich zu machen.

Die Qualität der Zubereitung kann schwanken. Deswegen empfehlen wir den Einsatz ausschließlich speziell für Anwendungen im Pool erzeugter Wasserstoffperoxidlösungen. Produkte mit sogenannter “technischer” Qualität können Verunreinigungen enthalten und sind für den Einsatz mit Kontakt zum Menschen, wie er im Schwimmbad nötig ist, eher nicht geeignet.

Verbindungen und ähnliche Chemikalien

Wasserstoffperoxid für das Schwimmbad ist quasi ausschließlich in Form von 11,9-prozentigen wässrigen Lösungen erhältlich. Andere Zubereitungen, die ebenfalls als “Aktivsauerstoff” oder “Sauerstoffmethode” beworben werden, enthalten in der Regel andere Oxidationsmittel. Besonders Kaliumperoxomonosulfat (KPS) als länger haltbare Festsubstanz, die zudem nicht denselben Konzentrationsbeschränkungen wie H2O2 unterliegt, kommt hierbei zum Einsatz. Dieser Stoff ist in der vorgegebenen Konzentration ähnlich stark wirksam wie Wasserstoffperoxid. Beim unsachgemäßen Einsatz können Stäube entstehen, die stark reizend wirken, bei Hautkontakt auch zu chemischen Verbrennungen führen. Mit korrekter Sicherheitsausrüstung kann KPS aber als vergleichbar sicher wie H2O2 gelten.

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