Natriumhypochlorit: Anwendung, Dosierung und Einsatz im Schwimmbad

Dieser Artikel stellt eine der wichtigsten Chemikalien für die Poolpflege vor und erklärt, wie sie ihre Wirkung im Wasser entfaltet. Auch wichtige Informationen zur Anwendung und Dosierung sind enthalten. Natriumhypochlorit bietet hochwirksame Wasserreinigung – doch wissen Sie auch, welche Gefahren mit der Substanz verbunden sind und wie man diese vermeidet?

All das erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Inhalte dieses Beitrags:

Schwefelsäure

Warum wird Natriumhypochlorit im Schwimmbad eingesetzt?

Bei Natriumhypochlorit handelt es sich um das klassische Pool-Desinfektionsmittel. Es kommt in den meisten kommerziellen Schwimmbädern zum Einsatz und hat auch im Privatbereich große Verbreitung. Die Zuverlässigkeit der Desinfektion in Kombination mit einer langen Wirkungszeit ist hierbei der größte Vorteil.

Funktionsweise

Natriumhypochlorit bildet bei Wasserkontakt hochreaktive Hypochlorit-Ionen, die auch als „aktives Chlor bezeichnet werden. Sie reagieren mit zahlreichen organischen Substanzen, in erster Linie mit Proteinen, die als Struktur- und Funktionseinheiten in allen lebenden Organismen vorkommen. Zersetzen sich die Proteine einer Zelle, büßt diese rasch ihre Lebensfähigkeit ein. Das sorgt für ein zuverlässiges Abtöten der allermeisten Mikroorganismen, die im Poolwasser vorkommen können. Chlor als Desinfektionsmittel ist sowohl gegen Bakterien, als auch Pilze und Algen wirksam und kann sogar besonders widerstandsfähige Dauerstadien (Sporen) zerstören.

Gleichzeitig zersetzt das aktive Chlor auch organische Substanzen, die von Mikroorganismen als Nährstoffe genutzt werden. Die Reaktionsprodukte sind nicht mehr zum Einbau in Zellen oder zur Energiegewinnung nutzbar. Damit hemmt Chlor auch die Wachstumsgrundlage aller Lebewesen im Poolwasser.

Dosierung

Um die optimale Desinfektionswirkung zu entfalten, empfehlen wir eine Konzentration von circa 0,5 mg/l bis 1 mg/l. Bei besonders intensivem Badebetrieb, hohen Außentemperaturen und starker direkter Sonneneinstrahlung kann diese Konzentration zwischenzeitlich auch bis ca. 1,2 mg/l angehoben werden. Dies genügt als dauerhafte Maßnahme zur Unterdrückung des Wachstums unerwünschter Organismen im Wasser. Sollten allerdings Probleme mit der Wasserqualität auftreten – z. B. starke Algenblüten, Geruchsveränderungen, Trübungen etc., welche auf Bakterienwachstum hinweisen, so kann auch eine sogenannte „Stoßchlorung“ durchgeführt werden. Diese Schockbehandlung setzt das Zwei- bis Dreifache der üblichen Menge an Natriumhypochlorit ein. Anschließend muss vor Wiederaufnahme des Badebetriebs allerdings eine Schutzfrist von mindestens 24 h eingehalten werden, da diese Chlorkonzentration für Menschen unverträglich ist.

Die im Wasser enthaltene Menge an aktivem Chlor lässt sich mittels Teststreifen, Tabletten oder Testkits ermitteln. Eine Farbreaktion zeigt die Konzentration an, welche anhand einer im Testprodukt mitgelieferten Skala abgelesen werden kann. Für besonders rasche und genaue Messung existieren auch elektronische Testgeräte.

Fakten, Aussehen & Eigenschaften zu Natriumhypochlorit

Hinter der Bezeichnung Natriumhypochlorit verbirgt sich die Formel NaClO, das Natriumsalz der Hypochlorigen Säuren. Die Verbindung selbst ist recht instabil und neigt bei Luftkontakt zur Zersetzung, weswegen in kommerziellen Produkten in der Regel die Form Natriumhypochlorit-Pentahydrat vorkommt. Diese Verbindung enthält stabilisierendes „Kristallwasser“ und ist besser lagerfähig.

Reines Natriumhypochlrorit ist schwach gelblich, die stabilisierte Form ist weiß. Die Reinsubstanz ist hochreaktiv, hat einen Schmelzpunkt von 18 °C und muss unter entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen gelagert werden, weshalb für Anwender nur wässrige Lösungen und stabilisierte Formulierungen verfügbar sind. Wässrige Lösungen der Verbindungen weisen einen charakteristischen „Chlorgeruch“ auf. Sie sind unter verschiedenen Namen bekannt, zum Beispiel „Natronbleichlauge“, „Eau de Javel“, „Chlorbleichlauge“ oder „Unterchlorige Säure“.

Für die Herstellung von Natriumhypochlorit wird Chlorgas in Natronlauge geleitet. Die Neutralisation der entstehenden Salzsäure durch die Lauge führt zu Natriumchlorid, die hypochlorige Säure reagiert zu Natriumhypochlrorit: Cl2 + H2O → HCl + HClO; HCl + HClO + NaOH → NaCl + NaClO. Aus dieser Lösung lässt sich die Substanz durch Abkühlung auf -10 °C als Feststoff abscheiden.

Hauptsächlich kommt Natriumhypochlorit als Reinigungs- und Desinfektionsmittel für Oberflächen zum Einsatz. Der Einsatz in Waschmitteln und Haushaltsreinigern als Bleichmittel wurde Stück für Stück durch weniger gefährliche Substanzen verdrängt. Für die Schimmelbekämpfung und andere Spezialanwendungen ist es weiter verfügbar.

Darauf müssen Sie beim Einsatz von Natriumhypochlorit achten

Mischen Sie Natriumhypochlorit niemals mit anderen Chemikalien! Dabei kann es zu großer Hitzeentwicklung, Freisetzung von giftigen Gasen (toxisches Chlorgas!) oder sogar Bränden kommen.

Beachten Sie bei der Handhabung von Natriumhypochlorit stets die Sicherheitshinweise des Herstellers! Mit Chlordesinfektionsmittel behandeltes Wasser darf nicht in die Umwelt gelangen, sondern muss immer über die Kanalisation entsorgt werden.

Um die optimale Wirkung zu entfalten, muss vor der Zugabe von Chlor zum Schwimmbadwasser immer zuerst der richtige pH-Wert eingestellt werden. Die beste Desinfektion wird im Bereich von pH 7,0 bis 7,4 erreicht. Einige Poolparameter können darüber hinaus Auswirkungen auf die Messgenauigkeit von Testkits für aktives Chlor haben. Besonders wichtig ist dabei die Säurekapazität des Wassers, welche separat gemessen werden kann. Wenn bei regelmäßigen Kontrollen Abweichungen vom Optimum festgestellt werden oder wenn trotz scheinbar guter Chlorwerte keine zufriedenstellende Wirkung beobachtet wird, stellen Sie sicher, dass die anderen Wassereigenschaften im korrekten Bereich liegen, ehe sie z. B. zur Stoßchlorung greifen.

Natriumhypochloritlösung ist alkalisch. Das sorgt beim Einleiten in hartes Wasser für Kalkausfällungen, die zum Beispiel Pumpen verstopfen können. Dennoch sollte die Lösung auf keinen Fall mit Säure zur Neutralisierung behandelt werden. Vielmehr empfiehlt sich dann eine langsamere Zugabe oder eine stärkere Verdünnung des Flüssigchlors. Durch die Alkalität der Lösung muss anschließend ebenfalls der pH-Wert gemessen und gegebenenfalls nachkorrigiert werden. Die beste Lösung ist jedoch immer die Einstellung der Wasserhärte, da dies langfristig auch Trübungen und Kalkablagerungen unterbindet.

Nach der Wasserbehandlung mit Natriumhypochlorit sollte immer erst die Poolpumpe aktiviert werden und anschließend der Chlorgehalt überprüft werden, ehe Sie den Badebetrieb wiederaufnehmen. Wenn die Chemikalie noch nicht ausreichend im Wasser verteilt ist, können lokal höhere Konzentrationen zu Reizungen von Haut, Augen und Atemwegen führen.

Auch bei Verwendung von automatischen Dosiereinrichtungen für die Zugabe von Natriumhypochlorit sollten regelmäßig alle wichtigen Messwerte überprüft werden. Verlassen Sie sich nicht allein auf ein einzelnes System, sondern kontrollieren Sie auch die Wasserqualität: Achten Sie auf Trübungen, Chlorgeruch und Augenverträglichkeit.

Beachten Sie Hinweise zu eventuell in der Formulierung enthaltenen Cyanursäure. Diese dient der Verlangsamung der Zersetzung des Chlors durch UV-Strahlung. Gleichzeitig ist sie in zu hohen Konzentrationen gesundheitsschädlich und vermindert die Desinfektionswirkung. Wenn Sie Cyanursäure-haltige Produkte verwenden, behalten Sie die Konzentration des Stoffs im Auge.

Gefahren & Anwendungshinweise bei Natriumhypochlorit

Von Chlordesinfektionsmitteln für den Pool gehen wahrscheinlich die größten Gesundheitsgefahren aus, weil die enthaltenen Substanzen in konzentrierter Form einerseits reaktiv und gesundheitsschädlich und andererseits in relativ großer Menge eingesetzt werden. Natriumhypochlorit ist ätzend, giftig und gefährlich für Wasserorganismen. Die entsprechenden Warnzeichen auf der Packung und Herstellerhinweise sind zu beachten.
Beim Einatmen von Dämpfen kommt es häufig zu Atemwegsreizungen. Direkter Hautkontakt kann zu Reizungen und Verätzungen führen. Spülen Sie betroffene Flächen immer großzügig mit klarem Wasser ab. Kontaminierte Kleidung muss umgehend abgelegt werden. Bei Augenkontakt drohen Verletzungen bis hin zur Erblindung. Erste Hilfe erfordert gründliches Ausspülen (mehrere Minuten) der Augen mit klarem Wasser. Beim Verschlucken der Chemikalie entsteht bei Kontakt mit der Magensäure giftiges Chlorgas, darüber hinaus drohen auch Verätzungen von Mund und Speiseröhre. In jedem dieser Fälle sollte ein Arzt konsultiert werden, insbesondere Verschlucken und Augenkontakt erfordern eine sofortige Behandlung. Erfragen Sie bei Verschlucken der Substanz weitere Anleitungen zur ersten Hilfe bei der Giftnotrufzentrale.

Beim Umgang mit Natriumhypochlorit als Feststoff oder Lösung sollte immer geeignete Schutzausrüstung genutzt werden: Handschuhe, Schutzbrille und am besten auch lange Kleidung, die Arme und Beine vollständig bedeckt. Bewahren Sie Behälter für die Chemikalie sicher auf: Für Kinder und Haustiere unerreichbar, insbesondere auch vor Licht geschützt und möglichst kühl.

Natriumhypochlorit kaufen

Die Chemikalie zur Wasserbehandlung kann in unterschiedlichen Formen gekauft werden. Am üblichsten sind Lösungen und Granulate. In beiden sind oft Stabilisierungs- und Hilfsstoffe enthalten, die aber keinen Einfluss auf die Wasserqualität haben und der besseren Handhabung und größeren Haltbarkeit der Wirksubstanz dienen.

Achten Sie bei der Anwendung auf die unterschiedlichen Chlorgehalte unterschiedlicher Hersteller. Üblich sind zum Beispiel 13-15 % „Aktivchlorgehalt“ für Lösungen („Flüssigchlor“) oder 50-60 % bei Granulaten. Auf Basis der Herstellerangaben kann dann die notwendige Menge für die Dosierung mit Hilfe des Poolvolumens berechnet werden.
Für Natriumhypochloritlösung bezahlt man zwischen 1,50 € bis 3 € je Kilogramm. Granulate mit ihrem höheren Chlorgehalt kosten im Bereich von 6 bis 12 € je Kilogramm. Eine noch etwas teurere Lösung, die sich vor allem für kleine Pools lohnt, sind Chlortabletten. Hier gibt es Tabletten, die für Standardpools hergestellt werden, sodass eine einzelne Tablette ca. 10 Kubikmeter Wasser desinfiziert. Für feinere Einstellungen des Chlorwertes sind sie aber eher nicht geeignet.

Verbindungen und ähnliche Chemikalien

Natriumhypochlorit ist fast 1:1 durch Calciumhypochlorit austauschbar. Beide Substanzen haben ähnliche Eigenschaften und sind auch in der Handhabung nahezu identisch.

Alternativ kann eine Chlorung auch durch Trichlorisocyanursäure erreicht werden, die über längere Zeit Aktivchlor freisetzt und es gleichzeitig durch Cyanursäure stabilisiert. Auch hier sollte regelmäßig durch Messungen überprüft werden, wie effektiv die Chlorfreisetzung ist. Eine andere Methode zur Desinfektion mit Hypochlorit-Ionen ist die Salzelektrolyse. Dabei gewinnt eine Elektrolysezelle aus im Poolwasser enthaltenem Kochsalz (Natriumchlorit) die aktive Komponente. Der Vorteil hier liegt in der geringeren Menge an eingesetztem Chlor, da die Elektrolyse den Desinfektionswirkstoff kontinuierlich nachliefert.

Wer auf Chlor verzichten möchte, kann auch auf eine Desinfektion mit Brom zurückgreifen. Weitere Methoden zur Wasserbehandlung umfassen Ozonierung, UV-Desinfektion oder Aktivsauerstoff (Wasserstoffperoxid). Einige dieser Varianten sind umweltverträglicher und gelten auch für Menschen, die empfindlich auf Chlor reagieren, als bekömmlicher.

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